Ob Urlaubsfotos oder geschäftliche Notizen, immer mehr persönliche Daten werden über das Internet kommuniziert. Für mehr Privatsphäre im Netz sucht der Informatiker nach Lösungen für eine Kommunikation, die keinen zentralen Server benötigt, sondern direkt zwischen den Geräten von Nutzern stattfindet, die einander vertrauen.
Privatsphäre im Internet - Dr. Ingmar Baumgart
Privatsphäre im Internet
„Grundsätzlich geht es darum, wie wir in der heutigen Kommunikation unsere Privatsphäre schützen können“, sagt der Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Telematik. „Der Fokus unserer Forschung liegt auf der Kommunikation zwischen Menschen, die ein bestimmtes Vertrauensverhältnis miteinander verbindet, wie zum Beispiel Freunde oder Arbeitskollegen“. Idealerweise würden deren Daten nur zwischen diesen an der Kommunikation beteiligten Personen ausgetauscht und nicht wie heute üblich über die Server eines Internet-Dienstleisters. „Wir suchen nach Lösungen dafür, wie man auf diesen Anbieter verzichten und Daten direkt über vertrauenswürdige, miteinander vernetzte Geräte austauschen kann“, erläutert Baumgart. Die von ihm geleitete Forschergruppe SODESSON - Dienstorientierte, dezentrale und sichere soziale Netzwerke - setzt beim Potenzial der zahlreichen mobilen Geräte an, die die Menschen zu Hause und am Arbeitsplatz nutzen. Statt die Handys oder Laptops nur zum Telefonieren oder Internet-Surfen zu verwenden, könnten sie innerhalb eines sozialen Netzwerks, in dem eine Vertrauensbeziehung besteht, für eine sichere und dezentrale Datenübertragung genutzt werden. Die Idee bestehe darin, dass das System für eine effiziente Verteilstruktur innerhalb dieses Peer-to-Peer-Netzes selbstständig lernt, welche Ressourcen bei den vielen, heterogenen Geräten zur Verfügung stehen und die Daten auf ihrem Weg zum Empfänger dorthin schickt, wo ausreichend Speicherplatz zur Verfügung steht. „Das Schöne an dem System ist, dass es sich um eine reine Softwarelösung handelt, die Nutzer müssen keine neuen Geräte anschaffen, sondern nur die Software installieren“, betont der Wissenschaftler. „Heute werden Unmengen von Daten gesammelt und erfasst, vielen Konsumenten ist nicht bewusst, dass sich diese Daten automatisiert kombinieren und auswerten lassen, um Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeit, unser Mobilitätsverhalten oder unsere Gesundheitsrisiken zu ziehen“, sagt der Experte. Er sieht seine Grundlagenforschung vor dem Hintergrund der technischen und gesellschaftlichen Herausforderung, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten beziehungsweise wiederzuerlangen.
afr
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Foto Dr. Ingmar Baumgart: Markus Breig, KIT